Die Zahl der E-Autos auf unseren Straßen steigt langsam, aber sicher an. Grund dafür ist nicht zuletzt die staatliche Förderung, die Kunden zum Kauf animieren soll. Tatsächlich sind aktuell in Deutschland allerdings nur weniger als 1,5 % aller zugelassenen Fahrzeuge E-Autos. Zwar sieht ein Großteil der Bevölkerung Elektroautos als die Zukunft der Mobilität. Doch schrecken einige Faktoren oft noch vom Kauf ab – allen voran die hohen Anschaffungskosten und der Mangel einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Auch die Umweltfreundlichkeit von Elektroautos wird immer wieder in Frage gestellt. Wir erklären Ihnen, wie es um die Ökobilanz von E-Autos im Vergleich zu Verbrennern wirklich steht.

Das Wort „Ökobilanz“ sagt aus, wie groß der Beitrag von Elektroautos zum Klimaschutz ist. Um die zu ermitteln, wird die gesamte Umweltverträglichkeit eines E-Fahrzeuges während eines ganzen Lebenszyklus systematisch analysiert: Von der Herstellung bis zum Recycling.

 

Die Ökobilanz wird von mehreren Faktoren beeinflusst:

  • Energie- und Rohstoffverbrauch bei der Herstellung
  • Verwendeter Strommix bei der Ladung
  • Lebensdauer
  • Recycling

Immer wieder steht die Herstellung von E-Autos in der Kritik, da für die Produktion enorm viele Ressourcen benötigt werden. Nicht selten wird die Herstellung der E-Batterie sogar als „umweltschädlich“ bezeichnet, denn der Energieaufwand ist hier besonders hoch.

Die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit bei der Herstellung sind nicht ganz unberechtigt. In der Regel werden Lithium-Ionen-Akkus verwendet, da sie eine besonders hohe Energiedichte aufweisen. Lithium kommt z. B. auch bei Smartphones und Laptops zum Einsatz. Das treibt die Nachfrage weiter nach oben.

Hinzu kommt, dass – abhängig vom Produktionsort – bei der Rohstoffgewinnung und der Herstellung von Fahrzeug und Akku noch nicht auf erneuerbare Energien gesetzt wird. Um eine Nullemissionsmobilität zu erreichen, wäre allerdings genau das notwendig: Rohstoffabbau, -transport und -verarbeitung sowie der Produktionsprozess müssten mit erneuerbaren Energien umgesetzt werden.

Diese Wertschöpfungskette ist äußerst komplex und eine enorme Herausforderung für die E-Auto-Industrie. Einige Hersteller legen darum besonderen Wert auf eine klimabewusste Produktion der Fahrzeuge. Sie verwenden beispielsweise grüne Energie und entschädigen anfallende CO2-Emissionen. Auch der Arbeitnehmerschutz bei der Rohstoffgewinnung findet zunehmend Beachtung. Das ist zumindest ein Anfang, jedoch sollte man beim E-Auto-Kauf weiterhin darauf achten, wo und wie das Fahrzeug produziert wurde.

Sobald das E-Auto fertig ist und auf der Straße fährt, bessert sich auch seine Ökobilanz. Schließlich fährt es nicht nur ohne Auspuff, sondern auch ohne Schadstoffe und Emissionen. Auch der Stromverbrauch eines E-Fahrzeuges ist besonders energieeffizient. Wie hoch genau die CO2-Bilanz des E-Autos während der Nutzung ist, hängt allerdings auch davon ab, welcher Strom zum Laden verwendet wird und welche Emissionen bei der Stromproduktion entstehen.

Im deutschen Strommix ist der Anteil fossiler Energie durch die Verbrennung von Erdgas, Kohle und Erdöl hoch. Das macht das Laden von Elektroautos nicht gerade umweltfreundlich. Die Förderung erneuerbarer Energien nimmt in Deutschland allerdings Fahrt auf. So wird diesem Problem zumindest entgegengesteuert. Wird ein Auto nämlich mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen, fällt seine Umweltbilanz deutlich positiver aus. Wenn Ihnen die persönliche Ökobilanz beim Laden also besonders wichtig ist, können Sie z. B. auf einen Ökostrom-Tarif ausweichen.

Wer ein Auto haben möchte, trifft mit einem Elektroauto die umweltfreundlichere Wahl. Dennoch wird die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad weiterhin empfohlen, um der Klimaproblematik entgegenzuwirken.

 

 

Je länger ein Fahrzeug fährt, desto besser wird auch seine Ökobilanz. Diese Faustregel gilt sowohl für Verbrenner als auch für Elektroautos. Wie hoch genau die Lebensdauer eines E-Autos ist, wird derzeit noch erforscht. Allerdings ist sein Motor weniger verschleißanfällig, weshalb man davon ausgeht, dass es mindestens genauso lange gefahren werden kann wie Diesel- oder Benzin-Fahrzeuge. Auch der Bedarf an Wartungen und Reparaturen fällt bei E-Autos vermutlich geringer aus.

Die Lithium-Ionen-Akkus, die in den meisten E-Fahrzeugen zu finden sind, sind in der Regel vom Hersteller für 500 bis 1.000 Ladezyklen ausgelegt. Danach nimmt die Ladekapazität ab und die E-Batterie sollte entweder recycelt oder anderweitig genutzt werden. Generell kann man bei E-Autos mit einer Akku-Lebenszeit von 8 bis 10 Jahren rechnen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einer Batterie ein „zweites Leben“ zu schenken. So kann man sie zum Beispiel als privaten Stromspeicher im stationären Betrieb nutzen. Verfügt eine Batterie noch über ca. 70 bis 80 % ihrer Ladekapazität, kann sie durchaus im ruhigen Betrieb und ohne Stressfaktoren, wie Bremsen und Beschleunigen, für 10 bis 12 Jahre genutzt werden. Die gesamte Lebensdauer einer E-Batterie beläuft sich demnach auf ca. 20 Jahre. Ist die Leistung am Ende zu gering, muss sie recycelt werden und die Rohstoffe können erneut verwertet werden.

Es gibt mittlerweile viele Studien, die sich mit der Ökobilanz von E-Autos im Vergleich zu Dieselfahrzeugen oder Benzinern beschäftigen. Wenn man die Umweltbilanz im Hinblick auf die Produktion, das Laden und die Wiederverwertbarkeit des Akkus betrachtet, haben Elektroautos durchaus einen Klimavorteil gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Experten schätzen, dass sich dieser Vorteil auf einen Vorsprung von 20 bis 30 % beläuft und in Zukunft zunehmend wachsen wird. Schließlich steigt auch der Anteil von grünem Strom im deutschen Strommix immer weiter an.

Lädt ein E-Auto mit reinem Ökostrom und wird der Lebenszyklus im stationären Betrieb verlängert, fällt die Ökobilanz sogar noch positiver aus. Natürlich steht auch die Akku-Produktion nicht still und es ist mit klimafreundlicheren Weiterentwicklungen zu rechnen.

Ein E-Auto leistet also schon heute einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz – und zwar besonders dann, wenn schon beim Rohstoffabbau und bei der Produktion auf erneuerbare Energien gesetzt wird.