Eigentlich spricht vieles für den Wechsel vom Verbrenner zum Elektrofahrzeug: Eine gute Umweltbilanz, geringere Fahrtkosten, staatliche Förderung. Doch während wir den Stopp an der Tankstelle mit dem Verbrenner gewöhnt sind, sorgt eines häufig noch für Unsicherheit: Das Laden des E-Autos

Wo kann ich mein Fahrzeug in Deutschland unterwegs aufladen? Ist die Ladeinfrastruktur gut genug ausgebaut? Was brauche ich zum Laden? Wie läuft der Ladevorgang ab? Wie bezahle ich? Und was kostet das Stromtanken an öffentlichen Ladestationen eigentlich? Wir erklären Ihnen, wie die Ladeinfrastruktur derzeit aussieht und was Sie beim Laden Ihres E-Fahrzeuges beachten müssen.

Wer sich um die Ladeinfrastruktur in Deutschland Sorgen macht, kann langsam aufatmen. Schon seit einiger Zeit wird die nämlich kontinuierlich ausgebaut. Betreiber von Ladesäulen in Deutschland sind in der Regel Energieversorger, z. B. Stadtwerke oder überregionale Anbieter. Doch auch Mineralölkonzerne, Handelsketten und Joint Ventures betreiben Ladestationen unter Beteiligung der Automobilhersteller. Ungefähr zwei Drittel aller hierzulande bestehenden Ladepunkte werden von diesen großen Playern betrieben. Das letzte Drittel läuft unter Aufsicht von eher kleineren Betreibern.

 

Mittlerweile gibt es in Deutschland fast 29.000 öffentliche Ladestationen. Bei der Bundesnetzagentur sind 50.000 Normalladepunkte und beinahe 8.750 Schnellladepunkte registriert (Stand 1. April 2022).  

Eine Übersicht der verfügbaren Ladestationen finden Sie in der Regel beim jeweiligen Anbieter in der App. Auch die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur bietet einen guten Überblick über Ladesäulen in Ihrer Nähe.

Die Ladezeit für Elektrofahrzeuge hängt von drei wesentlichen Faktoren ab:
 

  1. Ladegerät im Auto (On-Board-Charger)
  2. Ladesäule
  3. Ladekabel


Die langsamste dieser drei Komponenten bestimmt, wie schnell das Auto lädt. Auch der Ladezustand der Batterie spielt dabei eine große Rolle. Ist die Batterie bereits über 80 % geladen, verringert sich die Ladegeschwindigkeit erheblich.

An öffentlichen Ladesäulen liegt die durchschnittliche Ladedauer zwischen 2 bis 4 Stunden. An Schnellladesäulen rechnen Sie im Durchschnitt mit 30 bis 60 Minuten Ladezeit.

Generell gibt es zwei unterschiedliche Ladesysteme: Den Wechselstrom (AC) und den Gleichstrom (DC). Beim Laden mit Wechselstrom wandelt ein Umrichter, der sich im Fahrzeug befindet, den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom um. Diese AC-Ladesäulen haben meist eine Ladeleistung von 22 kW. Gleichstrom-Ladesäulen, auch Schnellladestationen genannt, haben den Umrichter bereits in der Ladesäule integriert und wandeln den Strom hier schon in Gleichstrom um. Sie haben mittlerweile eine Leistung von bis zu 350 kW. Innerhalb einer Stunde können Sie Ihre E-Batterie hier auf 80 % aufladen. Schnellladesäulen erfordern ein dreiphasiges Ladesystem. Der Strom wird hier nämlich über drei Phasen zum Auto transportiert. 

In Europa braucht man für das Laden eines E-Fahrzeuges mit Wechselstrom (AC-Ladung) einen Typ-2-Stecker. Um das Elektroauto mit der Ladestation zu verbinden, wird meist ein Mode-3-Ladekabel mitgeführt.
 

Für das Laden mit Gleichstrom (DC-Ladung) wird standardmäßig der CCS-Stecker (Combined Charging System bzw. Combo). Das Ladekabel ist hier fest mit der Schnellladesäule verbunden und muss nicht im Fahrzeug mitgeführt werden.

 

Vor allem im asiatischen Raum gibt es an Schnellladestationen auch häufig einen CHAdeMo-Stecker. Er befindet sich oftmals als zweite Alternative zum CSS-Stecker an den Ladesäulen. In der App des jeweiligen Betreibers sehen Sie, welche Steckervarianten genau an einer Ladesäule zu finden sind.

Über Roaming-Anbieter ist es möglich, ein Netz mehrerer Betreiber zu nutzen. Dafür benötigen Sie eine Ladekarte. Zu den Anbietern mit den größten Netzwerken zählen ChargeNow, NewMotion, Plugsurfing sowie die Telekom.

 

Die Abrechnung kann über die Ladekarte erfolgen. Dann wird die Monatsrechnung vom Betreiber von Ihrem Konto eingezogen. Alternativ ist eine Bezahlung per App möglich. Dabei zahlen Sie die Kosten für den einzelnen Ladevorgang direkt. Zusätzlich zu den Ladekosten kann dann eine Grundgebühr erhoben werden.

Die Tarife fürs Stromtanken unterscheiden sich an den öffentlichen Ladestationen. Sie können auf verschiedene Weisen berechnet werden:
 

  • Tarif nach Stromverbrauch: Hier zahlen Sie pro Kilowattstunde und müssen mit 25 bis 50 Cent pro kWh rechnen.
  • Tarif nach Ladezeit: Bei diesen Tarifberechnungen gibt es ein paar Dinge zu beachten: Wie viel Energie Ihr Akku pro Minute tankt, hängt stark vom Auto ab. Fahrzeuge, die eher langsam laden, sind hier also deutlich im Nachteil. Denken Sie auch daran, dass sich die Preise der Ladezeiten stark zwischen den verschiedenen Anbietern unterscheiden können. Eine Minute Ladezeit kann zwischen 2 und 8 Cent kosten.
  • Tarif nach Stromverbrauch und Ladezeit: Es ist auch möglich, dass beide Tarifoptionen kombiniert werden. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn ein Auto über mehrere Stunden eine Ladesäule blockiert, obwohl es schon längst vollständig aufgeladen ist.
  • Pauschaltarif pro Ladevorgang: Bei Pauschaltarifen sind die Kosten unabhängig von der Ladedauer und dem Stromverbrauch. Die Tarifhöhe unterscheiden sich auch hier bei den verschiedenen Anbietern. E-Autos mit einer hohen Ladekapazität haben hier einen Vorteil, da sie für eine volle Ladung genauso viel zahlen wie E-Autos mit einer geringeren Ladekapazität.

 

Denken Sie daran, dass bei einigen Anbietern einmalige oder turnusgemäß wiederkehrende Grundgebühren anfallen können. Bei monatlichen Grundgebühren sind dafür aber die Ladekosten pro Minute bzw. kWh günstiger. Einige Anbieter verkaufen mittlerweile sogar Flatrates für das Laden eines E-Autos.


 

Welcher Anbieter für Sie der richtige ist, hängt vor allem von der Nutzung Ihres E-Fahrzeuges ab. Sie fahren überwiegend in der Stadt und laden hauptsächlich zu Hause? Dann reicht in der Regel ein regionaler Anbieter. Sie sind in ganz Europa unterwegs? Dann ist ein Roaming-Anbieter empfehlenswert. Mit dem haben Sie ein großes Netz zur Auswahl. Die Ladekosten hängen dann vom jeweiligen Anbieter ab.

 

Schauen Sie bei Ihrer Anbieterwahl zudem nicht nur auf die Kosten, sondern vor allem auch auf die Verfügbarkeit und die Anzahl von Ladestationen.